
Max Scheler
(1874 – 1928)
Im Vorwort zur zweiten Auflage seines Hauptwerkes zur materialen Wertethik schreibt Max Scheler: „Der Geist, der die hier vorgelegte Ethik bestimmt, ist der Geist eines strengen ethischen Absolutismus und Objektivismus.“ Zur dritten Auflage bemerkt der Verfasser einschränkend: „Wenn wir auch gelernt haben, uns um den ‘objektiven Gehalt’ der Werte zu bekümmern, so dürfen wir – sollen wir nicht in einen den lebendigen Geist erstarrenden Objektivismus und Ontologismus zurückfallen – das sittliche Leben des Subjekts als Problem nicht vernachlässigen.“[1] Die Objektivität der Werte und der Lebensvollzug des Menschen sind die beiden Pole, zwischen denen sich Schelers Denken bewegt und deren Vermittlung die Beschäftigung mit seiner Theorie immer wieder vor Probleme stellt. Eine andere Polarität betrifft seine historisch-systematische Stellung: Scheler steht zwischen Nietzsche und Heidegger – rezipiert und antizipiert viele ihrer Grundgedanken in seinen eigenen Entwürfen und bleibt dennoch mit seinem Anliegen des phänomenologischen Aufweisens einer Werteordnung den beiden ihm am nächsten stehenden Denkern merkwürdig fremd. Deren radikale Kritik am Konzept des Wertes überhaupt soll hier in wenigen Linien nachgezeichnet werden. Weiterlesen